Rückenschmerzen behandeln – Warum Stabilität und manuelle Therapie Hand in Hand gehen

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden, und viele Behandlungsansätze setzen auf aktive Therapieansätze, wie Stabilitätstraining für den unteren Rücken, um Schmerzen zu lindern und die Funktion zu verbessern. Doch aktive Therapiemaßnahmen bzw. Stabilitätstraining allein ist oft nicht ausreichend, um anhaltende Linderung zu erzielen. Besonders bei chronischen oder wiederkehrenden Rückenschmerzen spielt die Kombination aus manuellen Therapien und gezielten Übungen eine zentrale Rolle.

Die Internationale Föderation für Orthopädische Manuelle Therapie (IFOMPT), die Teil der Weltkonföderation für Physiotherapie (WCPT) ist, beschreibt die Manuelle Therapie folgendermaßen:

Manuelle Therapie ist ein spezieller Bereich der Physiotherapie, der sich mit Problemen von Muskeln, Nerven und Gelenken beschäftigt. Sie basiert auf Clinical Reasoning (systematisches Überlegen zur Behandlung) und nutzt gezielte Techniken wie manuelle Griffe und therapeutische Übungen. Die Orthopädische Manuelle Therapie (OMT) wird von wissenschaftlichem Wissen, praktischen Erfahrungen und der individuellen Situation des Patienten geleitet – einschließlich körperlicher, psychischer und sozialer Aspekte.

Die Bedeutung der Manuellen Therapie bei Rückenschmerzen

Manuelle Therapien wie die Funktionelle Orthonomie und Integration (FOI), das Mulligan-Konzept und das Maitland-Konzept bieten vielfältige Ansätze, um Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit des Rückens wiederherzustellen bzw. zu verbessern. Jede dieser Ansätze legt den Fokus darauf, den Körper als Einheit zu betrachten und spezifische Funktionsstörungen oder Kompensationsmuster aufzuspüren, die den Rückenschmerz verursachen oder verstärken können.

  • FOI (Funktionelle Orthonomie und Integration): Die FOI ist ein ganzheitlicher Ansatz, der den gesamten Körper betrachtet. Sie geht davon aus, dass Funktionsstörungen in einem Bereich des Körpers Auswirkungen auf andere Bereiche haben. Das bedeutet: Ein Schmerz im unteren Rücken kann auch durch Fehlfunktionen in der Hüfte oder der Brustwirbelsäule verursacht sein. Durch sanfte Techniken hilft die FOI, Blockaden zu lösen, ohne Schmerzen zu verursachen. Gerade bei wiederkehrenden Rückenschmerzen kann die FOI dabei helfen, die zugrunde liegenden Funktionsstörungen nachhaltig zu behandeln.

  • Mulligan-Konzept: Diese Technik, entwickelt von Brian Mulligan, konzentriert sich auf die Mobilisierung von Gelenken mit Bewegungsunterstützung durch den Patienten selbst. Das Mulligan-Konzept nutzt schmerzfreie Mobilisationen, die der Patient aktiv begleitet, um schmerzhafte oder eingeschränkte Bewegungen wiederherzustellen. Diese Technik ist besonders hilfreich bei Rückenschmerzen, die durch Gelenkblockaden oder Funktionsstörungen entstehen, und sorgt für eine sofortige Schmerzlinderung und verbesserte Beweglichkeit.

  • Maitland-Konzept: Das Maitland-Konzept umfasst ein aktives und passives Management im Bereich der neuromuskuloskelettalen Physiotherapie, das klinische Expertise mit evidenzbasiertem Wissen verbindet. Der Fokus liegt auf klinischen Kompetenzen wie Untersuchung, Behandlung, Clinical Reasoning, Kommunikation und Edukation.

    Stellt sich in der physiotherapeutischen Untersuchung beispielsweise eine Bewegungseinschränkung in der Wirbelsäule heraus, kann diese eingeschränkte Beweglichkeit mithilfe gezielter manueller Mobilisation verbessert werden. Darüber hinaus können solche manuellen Techniken auch Schmerzen lindern, indem sie neurophysiologische Schmerzmechanismen positiv beeinflussen.

    Manuelle Techniken wirken dabei nicht nur mechanisch, sondern auch auf neurophysiologischer Ebene. Sie können beispielsweise die Schmerzwahrnehmung durch die Aktivierung des nozizeptiven Hemmsystems positiv beeinflussen.

Warum Stabilitätstraining alleine oft nicht ausreicht

Aktive Physiotherapie, wie sie häufig bei Rückenschmerzen empfohlen wird, ist zweifellos wichtig, um die Muskulatur im Rumpf zu stärken und das Gleichgewicht zu verbessern. Doch ohne eine gezielte manuelle Behandlung ist die alleinige Stärkung der Muskulatur oft nicht genug, um die Schmerzursache zu beheben. Rückenschmerzen resultieren häufig aus einer Kombination von Faktoren – eingeschränkter Beweglichkeit, muskulärer Dysbalance und Fehlhaltungen. Durch die Kombination aus Stabilitätstraining und manueller Therapie kann der Körper nicht nur stärker, sondern auch beweglicher und funktionaler werden.

Die Vorteile einer kombinierten Behandlung

Die Kombination aus aktiver Therapie und manuellen Techniken bietet den Vorteil, sowohl akute Schmerzsymptome zu lindern als auch langfristige Ergebnisse zu erzielen. Während die Manuelle Therapie dazu beiträgt, Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu fördern, unterstützen aktive Übungen den Aufbau und die Stärkung der Muskulatur, um eine bessere Funktionalität im Alltag zu gewährleisten.

Fazit

Die Behandlung von Rückenschmerzen ist vielseitig und erfordert oft mehr als eine rein aktive Therapie. Manuelle Therapiekonzepte wie FOI, das Mulligan-Konzept und das Maitland-Konzept bieten eine ganzheitliche Ergänzung, um nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursachen von Rückenschmerzen gezielt anzugehen. Die Kombination aus aktiver Therapie und manuellen Techniken ist entscheidend, um den Rücken nicht nur zu stärken, sondern auch beweglicher zu machen und Schmerzen effektiv zu reduzieren – für ein nachhaltiges und langfristiges Wohlbefinden.

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